Noch sechs Züge zu spielen, und schon sieht es so aus, als hätten etliche Reiche bereits aufgesteckt. Russland und England verabsäumen, gemeinsame Sache zu machen, und Deutschland gibt seine Rolle als wichtige Kleinmacht freiwillig auf. Die tatz analysiert, warum.
Anhand der Skandinavien-Situation kann gut gezeigt werden, was dieses DM-Finale Außenstehende häufig den Kopf kratzen ließ bzw. lässt. Gut, Deutschland ist tot. Mehr oder weniger. Warum aber nicht einmal mehr versucht wird, so gut wies eben geht zu überleben, ist nicht begreiflich. Sowohl Russland als auch England hätten Unterstützung für die A Fin angeboten, die sowohl nach Nwy als auch nach StP hätte Fin einziehen hätte können, wobei zumindest ersteres eine gute Wahl gewesen wäre, mit Sicherheit hätte Deutschland seinen Platz in den Plänen der Ost-Allianz finden können. Die Rolle des Züngleins an der Waage wurde allerdings durch das inspirationslose Fin-Swe verschenkt. Wenn dies der Versuch der Rettung von Den war, dann muss man die Akton als gescheitert ansehen. Auf allen Linien. Dass man sich in Deutschland nicht unbedingt dem King an die Brust werfen wollte, ist einzusehen, trägt dieser doch die Hauptschuld am Untergang Deutschlands. Warum aber wurde nicht dem Zaren vertraut, der allen Grund gehabt hätte, den Kaiser so lange wie möglich am Brett zu sehen?
Haben die beiden potenziellen Schutzmächte dem Kaiser nicht klar gemacht, wie ernst sies mit den Unterstützungsangeboten meinten? Wurde überhaupt verhandelt? Hat Deutschland aufgegeben?
Mittlerweile haben sämtliche noch am Brett befindliche Reiche (mit Ausnahme vielleicht von Italien) guten Grund, gegen das starke Frankreich vorzugehen. England und Deutschland aus purem Überlebenswillen, und Russland und Osmanien, weil das ihre einzige Chance ist, das Spiel noch zu gewinnen. Im Süden wird wenig zu machen sein, in drei Jahren kann vielleicht noch Tun fallen, mehr wird hier nicht mehr passieren. Im Norden kommt sehr viel darauf an, ob England und Russland kooperieren oder nicht (und ob Russland die Chance dazu bekommt, indem Osmanien, das derzeit gefährlich unterbeschäftigt ist, Ruhe gibt). Mit wechselseitigen Angriffen wird man Frankreich nicht mehr gefährden können. Und das, obwohl die derzeitige Position mehr als unsicher ist. Kie, Ber und Hol könnten fallen, im Süden wackelt Tun auf Dauer, und schon sind Osmanien und Russland wieder im Geschäft. Auch aus diesem Gesichtspunkt sind die Züge im Norden höchst verwunderlich. So wird kein Vertrauen geschaffen, so streiten sich England und Russland auf Dauer um Platz drei.
Haben der King und der Zar nichts besseres zu tun, als sich wechselseitig zu ärgern? Haben sie das Spiel schon aufgegeben, und konzentrieren sich folgerichtig darauf, den direkten Konkurrenten anzugreifen?
Die obigen Probleme sind nicht neu in dieser Partie. Wer zählt die zahlreichen Stabs, Gegenstabs, Präventiv-Stabs und Phantasie-Stabs, die hier bisher für so viel 'Spannung' gesorgt haben? Endlich ein DM-Finale, bei dem was los ist! Die zugrunde liegende Spielweise 'stab as stab can' führt allerdings zu erheblichen Problemen und Defiziten, was Strategien angeht. Um in einem gegebenen Kontext richtig reagieren zu können, muss man strategische Optionen offen haben. Optionen hat man offen, wenn man sich auf seine Mitspieler verlassen kann. Auf seine Mitspieler kann man sich verlassen, indem man nicht jedes zweite Jahr sinnlos stabt. Wenn ich meine Grenze permanent gegen mögliche Stabs verteidigen muss, bin ich unflexibel.
In diesem Licht sind auch die Skandinavien-Züge zu sehen. Sie bringen in der Tat keinem der beiden Großmächte etwas. Im günstigesten Fall wurde wieder ein bisschen Vertrauen zerstört, Vertrauen, das man im Hinblick auf die französische Dominanz besser aufgebaut hätte. Dass Deutschland keinem der beiden Angebote weit genug vertraut, die offenbar angebotene Unterstützung auch wahrzunehmen, macht das Ganze nur absurder und zeigt umso deutlicher, warum Jochen mit einem Frankreich, das in einer internationalen Spitzenpartie wohl wenig Chancen auf den Sieg hätte (den würde wohl Russland einfahren) hier vermutlich gewinnen wird.
Und das, obwohl noch sechs Züge zu spielen sind, und im Allgemeinen nur Briefe aufgegeben werden.