Gastkommentar

Von Martin Schulz und Stefan Unger

Soso, ein Kommentar zur Deutschen Meisterschaft wollen die Herren von der tatz da abliefern. Da muss eindeutig ein Kommentar dazu her und Waldorf und Stattler sind dafür natürlich prädestiniert.

Schulz: Kollege Unger, haben sie schon gesehen wer da Kommentieren will?

Unger: Mir ist das natürlich sofort aufgefallen, Kollege Schulz. Der Herr Ziesing aus Berlin und der auf sportlichem Parkett unbeleckte Herr Beer aus Wien wagen sich doch tatsächlich todesmutig an die Kommentierung eines DM-Finales in Sachen PbeM-Diplomacy.

Schulz: Das was sie kommentieren interessiert doch eh erstmal keinen. Die Jungs haben ja noch nichtmal angefangen zu spielen. Widmen wir uns lieber den wichtigen Dingen: was fuer ein Finale soll das ueberhaupt sein? Ich denke die Frage ist berechtigt. Will ich kurz die Tatz zitieren: "3... 2.... 1.... Stäääääb!" so geht der Artikel los. Aber was wollen sie uns sagen? Das sie rueckwaerts von drei aus zaehlen koennen? Das sie viel lieber Steptanz oder Stabhochsprung kommentieren wuerden?

Unger: Nun ja, so ganz falsch sind diese Anleihen aus dem Steptanz natürlich nicht, wenn ich sehe, wie bei diesem Spiel häufig rumgeeiert und reichlich sinnlos von einem Bein aufs andere gehüpft wird, nur um ein bißchen Lärm zu machen - wie im Kindergarten. Auch der Vergleich mit dem Stabhochsprung ist von den beiden vermutlich aus Versehen und hintergedankenlos zurecht gewählt worden, denn die beinah ehrfürchtige, vom Publikum bestaunte, geduldige, ewig lange, undurchschaubare mentale Vorbereitung auf diesen einzig waren Moment, dem Zeitpunkt an dem der Anlauf beginnt, von dem an nichts mehr geht, das Augen zu und durch, die Zeit zwischen Anlauf und Landung, zwischen ZAT und Auswertung, die Freude nach der erfolgreichen Überquerung der Latte oder des Kanals, der Ärger nach dem Fall der Stange oder Venedigs - all das rechtfertigt
irgendwie dann doch schon diese "3... 2.... 1.... Stäääääb!"-Aussage, auch wenn die beiden Kommentatoren das vermutlich selbst nicht bemerkt haben.

Schulz: Bären wollen sie sein, die Herren Balu und Baa. Wurde nach langer Untersuchung und Gesprächssitzungen der eine zumindest der Gattung der Langbären zugeordnet, so laesst die Bärigkeit des Sebastian B. aus W. doch deutlich zu wünschen übrig. Egal, zumindest sind sie sich der Sachlage selbst bewusst, und haben sicher nicht ohne Hintergedanken geschrieben: "Vor diesem Hintergrund scheinen die Spieler nur zu gern ihre Souveränität abzulegen und zu tollwütigen Wölfen zu werden." Der geneigte Leser wird hier nur zugern mir "... die Redakteure behalten sich vor, die kuscheligen Bären zu werden." den Satz beenden.

Unger: Angeblich soll der Balu ja sogar Mitbegründer eines Klubs der anonymen Diplomacy-Kuschelholiker sein und heimlich von Abenden auf einem Bärenfell vor dem Kamin träumen - aber ob das wirklich einen Langbären ausmacht? Allerdings ist er damit natürlich dem Baa in Sachen 'Bär'-Mentalität deutlich voraus, denn dieser hat ja noch nicht mal Fell auf dem Kopf. Allerdings soll auch dieser Baa ein zwanghafter Kuscheldspieler sein, wie seine Spitznamen 'Kampfhase' und 'Milchschaumvernichter' nur zu deutlich belegen. Haben wir hier also eine zahnlose 'Kuschel-Tatz'?

Schulz: Diese Kuschelmentalität schlägt auch sofort bei der Bewertung der Spieler zu. Alle sieben sollen Favoriten sein. *lacht* Wichtige zusätzliche Faktoren werden da völlig verschwiegen.

Unger: Kaum zu übersehen - und das nicht nur aufgrund seines Bauches - ist der Faktor Frank Bacher in dieser Partie. Dieser alte Diplomacy-Recke wurde von einem bärtigen Frosch geküßt und wird nun mit mehr oder weniger Anstand die sieben Finalisten kalauernd durch das Spiel geleiten.

Schulz: Geeenau, Bacchus Bacher auch unter dem Künstlernamen Frunk bekannt will das Spiel angeblich unparteiisch leiten. (O Ton auf die Frage ob er SL für die Finalpartie machen will: 'Klaaaaar.', und die Turnierleitung hat es ihm auch noch geglaubt!)

Unger: Der mag zwar unparteiisch sein, aber dafür sicherlich jederzeit mit einem Bier zu bestechen. Hinter diesem schlichten, sonnenbebrillten Gemüt aus dem westfälischen lauert für mich der absolute Top-Favorit des diesjährigen Finales.

Schulz: Der alte Fuchs hat sicher noch was auf Lager. Ist doch auch der Austragungsort namens 'Graue Substanz' dafür bekannt, komische Regeln auf komischen Karten zu spielen. Wuerde mich nicht wundern, wenn plötzlich das Wasser ansteigen würde, alle Herrscher geschlossen nach Südamerika ausreisen müssten oder plötzlich 'neutrale' Wing-Units mit Tatzen-Symbol auftauchen würden.

Unger: Kommen wir aber nun zu den Spielern und beginnen da bei dem Küken der Partie, dem Italiener Andre 'Ruuuudi' Ruddeck. Dieser hat sich schon bei der diesjährigen FTF-DM als sozialster Spieler ausgezeichnet und wird trotz seines Halbfinalsieges ('Ausrutscher') wohl wieder nur kuscheln, kuscheln, kuscheln. Der Berliner Hungerhaken kann damit also gar kein Favorit sein - der ist viel zu lieb.

Schulz: Passend erhielt er auch als Kuschelauszeichnung das Prädikat 'Gnadenlos'. Das ist schon die hohe Kunst, ein Solo geschenkt zu bekommen, nur weil man so lieb ist? Da wuerde sogar ein Herr Diehl mehr als neidisch werden. Nun gehts aber im die Wurst, oder besser um den Titel. Ob die restlichen 6 bärbeissigen Mitspieler mitkuscheln wollen?

Unger: Dann ist da noch der Engländer Torsten 'TT' Thum - ein sicherer Kandidat für einen der letzten Plätze. Seine Vita mag sich gerade mit England ja durchaus erfolgreich lesen, aber gerade das macht ihn doch zu einer der größen Zielscheiben in dieser Partie. Wenn man dazu noch bedenkt, mit welch lässiger Eleganz er in der ersten Liga-Runde ein Solo im Jahre 1905 an seinem Brett geschehen ließ....nein, dieser Mann ist wahrlich kein Favorit.

Schulz: Oh ein Spezialist für ein fremdes Solo. Muss sich Jungster Ruddeck also besonders vor ihm in acht nehmen?

Unger: Jochen Englert - der Franzose. Letztes Jahr im Halbfinale von einem gewissen Oschmiansky schon gnadenlos ausgelöscht, hat er diesmal zwar das Finale erreicht, aber natürlich nicht den Hauch einer Chance. In seiner Einstiegspartie als Franzose wurde er damals schon leicht und locker ausgelöscht - warum sollte es ihm hier anders ergehen? Mein Tip: Unter den Letzten zu finden.

Schulz: Das scheint ein harter Kampf um Platz 7 zu werden. Ob Jochen da aber knallhart zugreifen kann? Gerade als Franzose muss man sich ja wahrlich beeilen um vor dem Oesterreicher rauszufliegen. Wo wir auch gleich bei dem Spezi wären. Peter Haag reisst das Zepter in Wien an sich, und als einziger hat er auch schon gleich Ersatz gesucht, falls es ihm zu brenzlig wird. Will er also gar nicht gewinnen und nur seinen Ersatzmann vorschieben, wenn es mal wieder nix wird? Oder ist der geheimnisvolle ZweitHaag einfach nur ein Dometscher um die Berliner zu verstehen? Wenn die 3 Berliner sich verstehen, jedenfalls auch ein ganz heisser Kandidat fuer Urlaub ab 1902.

Unger: Wer kennt ihn nicht, den nächsten Finalteilnehmer: Frank 'hui' Oschmiansky - bekannt durch legendäre FTF-Abende in Berlin, sein gnadenloses Versagen im Finale des letzten Jahres, sein zielgerichtetes Auslöschen von Finalgegnern (Englert, Thum) und einen der obersten Highscore-Plätze. Wer, wenn nicht er, stellt in den Gedanken des typischen paranoiden Diplomacyspielers eine Gefahr dar und wird daher sofort eliminiert werden? Das wird also wieder nix.....

Schulz: Erst hui, dann pfui? Ausserdem haben ihn die beiden Aushilfspseudobären schon zum Star hochkommentieren wollen. Genau wie andere Stars wird auch er sicher anfangs zügig loslegen, aber spätestens beim Elfer-VZ wird er straucheln und ganz schnell wieder von 10 auf 3 VZs fallen. Tja, kein klarer 7ter Platz, aber auch nicht viel mehr. Wen haben wir denn noch so? Ah, der dritte Berliner. Robert Hilger, hat als Hauptsponsor wohl irgendeinen schlechten Pizzalieferdienst gewonnen und nennt sich deshalb gern Alfredo. Nunja, sitzt in der Ecke und war bislang eher unnauffaellig. Vertritt vermutlich Clara als beste Frau und wird wie ein Mädchen spielen. Prognose: egal wem er schöne Augen macht, alle anderen werden furchtbar neidisch werden.

Unger: Na, so lange er keine knapp bekleideten Fotos von sich in Umlauf bringt, soll mir diese Spielart recht sein, aber: Wie oft wurde eine Frau schon Deutscher Meister? Richtig: Gar nicht. Danke also fürs dabei sein, Robert. Vielleicht Vorletzter. Haben wir jetzt noch wen vergessen? Achja, Udo Mathar - gerade frisch eine Partie durch einen zweiten NMR abgegeben (6.7.04) und mit Anmeldesperre belegt (ein Schelm, wer dabei böses denkt) wird ihm all seine frei Zeit auch nichts nutzen, denn es gibt genau ein Land, daß in allen Partien mit Udo's Beteiligung ausgelöscht wurde (mit lediglich einer Ausnahme): Deutschland.

Schulz: Achja, der Herr Mathar ist ja auch noch da. Als Deutscher mit dem Deutschen Reich einen deutschen Meistertitel zu erringen? Viel zu konservativ. Was fehlt ist die nötige Internationalität! Ein Holländer ist deutscher FTF-Meister, die Griechen brauchten einen deutschen Trainer um in Portugal die EM zu gewinnen. So geht das mit dem vereinten Europa! Also schon aus moralischen Gruenden: weit hinten.

Unger: Damit haben wir die sieben Mitspieler alle durch und was haben wir gesehen: Die werden alle Siebter. Bestenfalls.

Schulz: Wer bleibt da übrig? Geeeenau. Meister Bacher wird es schon wieder allen zeigen wo das 18te VZ hängt. Und sein Überleben hat er sich sogar vertraglich festschreiben lassen. Kann also gar nix mehr schief gehen.

Unger: Der Expertentipp kann damit also nur sein: Sieger und einziger Überlebender: Fruuunk Bacchus Bacher. Schon mal vorweg unseren herzlichen Glückwunsch.

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