Lebenszeichen eines bewegten Brettes. Als Kommentator ist man überall in der nachteiligen Situation, nicht zu wissen, was hinter den Kulissen so gemauschelt und intrigiert wird. Und oft möchte man das auch gar nicht wissen. Hier am Finalbrett allerdings interessierts - mehrere Geheimnisse verbergen sich in den rohen Zügen dieser Auswertung.
Im Osten steht der unbedarfte Beobachter vor mehreren Rätseln (oder einem gewaltigen Rätsel mit mehreren Teilen):
Teil 1: Der Osten
Lediglich die osmanischen (und die russischen) Züge sind hier vollständig
einleuchtend; von Russland lässt man sich nach Serbien unterstützen,
Italien wird in Tun gehalten bzw. nach Tri unterstützt. So kann man den
vermeintlich vereinigten Westmächten die Stirn bieten, und selbst ein wenig
wachsen. Richtige Feinde gibts ja derzeit keine. Allerdings: haben nicht alle
so mitgespielt wie erwartet. Besonders auffällig: der Zug Ven-Tri, der
nicht kam. Hat nun Italien ein Versprechen gegenüber Osmanien gebrochen?
Oder hat der Sultan nur auf Verdacht unterstützt? Wohl kaum, denn der Zug
nach Tri cuttet einen wichtigen potenziellen Support. Österreich hätte
sich, dank italienischer Untätigkeit, doppelt in Ser halten können
(und dann halt Ven nicht eingenommen). Den Support aus Tri hätte der Sultan
aus Alb selbst cutten können, also muss er fix mit Ven-Tri gerechnet haben.
Warum verprellt Italien einen wichtigen Bündnispartner?
Unklar auch die anderen italienischen Züge. Wäre es nicht um die
Geographie, man wäre als sprachverliebter Redakteur versucht zu schreiben,
dass der Italiener einen Stiefel zusammenspiele. Was möchte man denn in
Tyr erben? Der Zug nach Tri hätte Sinn gemacht, ein Zentrum wäre erhalten
geblieben (Tus-Pie vorausgesetzt), und der osmanische Freund (naja... Ex-Freund)
hätte vielleicht bei der Stange gehalten werden können. Der Tun-Zug,
ein Zugeständnis an einen potenziellen französischen Verbündeten?
Dann ist ein grünes Männchen aber im Vorfeld sehr getäuscht worden.
Dem Feind geholfen, den Freund verprellt - schlimmer kanns wohl nicht kommen?
Es kam. A Tus-Apu? Nicht einmal wenns legal wäre, wärs das König
der Züge. Was is denn da passiert, Ruudi? Ein Fingerfehler? Hoffentlich
nicht im Finale. Resignation, die wir alle bitteschön mitbekommen sollen?
Die Rache des Kamikaze-Spaghettis? Da hat sich einer selbst aus der Partie genommen;
nicht unbedingt das, was wir in einem Finale sehen wollen...
In Österreich bleibt man wenigstens einer Linie treu, und geht strikt
gegen Italien vor. Und man gibt legale Züge ab. Auch das war nicht immer
so...
Ser war nicht zu halten (oder doch, man hätte es nur wissen müssen),
also isses nur logisch, in Italien nach Kompensation zu suchen. Wenn man denn
schon mal entschieden hat, dass es strategisch klug ist, den einzigen logischen
Verbündeten (neben Russland, das offenbar nicht so recht will) aufzufressen,
um dann erst recht in einem Zweifronten-Krieg zu stecken. Die Strategie will
nicht so recht einleuchten, Österreich hätte sich gegen Osmanien noch
länger wehren können, und Italien gegen Frankreich wohl auch. So freuen
sich Osmanien und Frankreich, dass sie zwei zerstrittene Todfeinde (nur so sind
die Züge zu deuten) im Sandwich haben, und nun gemächlich filetieren
können, auch ohne direkt zu kooperieren. Nun müsste man unbedingt
das wiedererstarkte Russland gegen die osmanische Gefahr am Balkan motivieren;
sonst steht der kaiserlich-königliche Norden, man vergebe meine Offenheit,
ganz schön entblößt da. Gegen einen späten Juggernaut ist
da nicht viel zu verteidigen.
Gratulation bei dieser Gelegenheit auch erst mal an die russischen Diplomaten. Das Spiel sah zerfahren aus, und das ist es auch noch, allerdings scheint man an Linie zu gewinnen. War konnte per Absprache mit England zurückgeholt werden, wie durch ein Wunder stagniert Russland also (statt standesgemäß im Sterben zu liegen), und es sieht nicht so aus, als sei eine weitere E/G-Kooperation im Norden möglich. Im Süden ist ein Partner dringend von Nöten. A und T böten sich an, auch hier dürfte eine Kooperation der beiden Nachbarn gegen St. Petersburg derzeit ausgeschlossen sein, auch hier hat man mit klugen Hilfszügen Vertrauen geschaffen, und für die Zukunft gespielt; hm, das klingt allerdings irgendwie gar nicht nach Hui...
Fazit: im Osten ist Osmanien klar der Sieger der Runde, Aufwärtstendenz allerdings auch in Russland. Von I und A möchten wir noch einen harten Kampf um jedes Zentrum sehen, wies geht hüpft derzeit Frank vor. Es ist langweilig, wenn sie nicht strampeln beim gefressen werden...