Wir in Österreich haben, wie allgemein bekannt, die besondere Gabe, gegen alles zu sein. Der Österreicher im Allgemeinen ist ein nörglerischer Querulant in Opposition gegen alles, das nicht schnell genug davonläuft. Im DM 2004 Finale kann ich meinem per rot-weiß-roten Genen mir natal weitergegebenen nörglerischen Gemüt endlich freien Lauf lassen; nichts, aber auch gar nichts machen die Finalisten schließlich richtig.
Das Western Triple: ein Unfug, den es eigentlich in einem Finale der DM in dieser Form nicht geben dürfte. Weiß doch mittlerweile selbst der versammelte Ludo-Nachwuchs (wir fragen Robin), wie die Dinger auszugehen pflegen: England gewinnt, Osmanien wird zweiter. Frankreich hat gegen Italien nicht so viel und so einfach zu gewinnen wie England gegen Russland, und Deutschland wird im WT regelmäßig von England aufgefressen, sobald Russland marginalisiert ist *gähn*. Warum dennoch immer wieder Franzosen dabei sind, ist mir ein Rätsel, warum Deutsche Kaiser sich sowas antun schon überhaupt. Muss eine Art von diplomatischem Masochismus sein. Das Western Triple: Sense ist DAGEGEN (ausser er spielt England).
Der Osten: ein Graus. Was sich Österreich davon verspricht, das Western Triple aktiv in den Osten zu unterstützen, wird uns Peter in seinem EOG hoffentlich verraten, üblicher Weise versuchen die Ostmächte eher, den Westen aufzuhalten. Osmanien macht zwar das einzig Richtige, nämlich versuchen, selbst auf möglichst viele VZ zu kommen, bis das WT vor der Tür steht (sollte es solange halten), allerdings ist der Sultan auch nicht zu erfolgreich dabei, wie die letzten beiden Züge gezeigt haben. Immerhin konnte in dem Jahr Albanien gekrallt werden; in Kooperation mit Russland könnten im Herbst Serbien und Budapest fallen. Italien und Russland sind die Opfer des frühen Angriffs aus dem Westen. Der Osten konnte nicht gegen den übermächtigen Gegner geeint werden, das trägt nun Früchte im Sinne von VZ-Verlusten. StP und Ven gehen baden, und im Hintergrund lauert ein Sultan um sich Fallobst unter den Nagel zu reißen. Sense ist auch hier DAGEGEN!
Aber nicht nur am Brett läuft einiges schief; auch daneben. Am Rhein demonstriert man öffentlich, dass man hier nicht unbedingt mit raffinierten Diplomaten gesegnet ist; dafür ist der rheinische Karneval umso lustiger - ein brachialer Mutterwitz samt diverser nicht aufgearbeiteter sexueller Traumata sorgen dafür. Die Ludo-Spaßfraktion wird es danken, eine mürrische, humorlose Sense ist DAGEGEN!
Von (Final-) Spielerseite wird der tatz unterstellt, dass wir manipulativ ins Spielgeschehen eingreifen würden, indem wir kommentierten. Abgesehen davon, dass sich jeder Finalspieler nach eigenem Gutdünken eine Hundertschaft externer Berater halten kann, die ihm seine Züge und Verhandlungsmails samt und sonders diktieren, ohne dabei auch nur irgendwie gegen die Regeln zu verstoßen (irgenwie müssen die Herren Ilievics und Clouet ja auch ihre Brötchen verdienen), und also nicht auf tatz-Artikeln angewiesen sind (die ja auch öffentlich einzusehen sind, also hätte man auf die Vorschläge durchaus adäquat reagieren können), wäre es vermessen zu denken, wir Bären von der schreibenden Zunft hätten schlaue Taktiken und Strategien für die Herren Finalisten parat, die diese nicht auch selber in Betracht gezogen hätten. Immerhin ist nicht die tatz im Finale der DM, sondern die glorreichen Sieben. Also: nicht quengeln, nicht jammern (darauf haben nämlich wir in Österreich das Patent), sondern verhandeln und ziehen. Externe Gründe für eigenes Scheitern suchen und erfinden: Sense ist DAGEGEN!
Schließlich bekommen wir zu hören, dass die tatz zu negativ schreibe; Spieler sollten für gute Züge auch schon mal gelobt werden. Hier stimmen wir zu, und haben folgerichtig den Kugelschreiber des Lobes wöchentlich gespitzt bei der Hand (wir schwören!), wenn uns die aktuelle Auswertung in die Mailbox flattert. Allerdings: Woche für Woche packen wir den unbenutzten Stift wieder in die Mottenkiste, und zücken seufzend den sarkastischen Kugelschreiber des Tadels; nicht nur, weil kritisieren unendlich lustiger ist (man frage die Zuseher des Topboards des FAT 2004), sondern weils in der Tat recht wenig zu loben gab bisher. Lob um des Lobes Willen: Sense sagt nein, und ist auch hier sehr DAGEGEN!
So, und nun packe ich meine blutrostige Sense wieder ein (ein verbales Massaker per Sense ist genug pro DM-Finale), und verziehe mich in die Hägematte, aus der ich erst kommenden Montag zur Auswertung wieder heraussteige. Weitere Kritik bitte ins Ludo-Forum oder per Mail an mich. Ich gehe dann einstweilen mit meinen Schuhen voraus.
P.S.: Aus gegebenem Anlass ist dieser Artikel nicht durchgehend in der Wir-Form verfasst; Kollege Balu soll in nichts hineingezogen werden, dem er nicht 100% zustimmt. :o)