"Da kriecht man ja Jenickstarre!"

oder: Zuschauen wie beim Tennis. Der Bericht aus der Provinz

Immer dieses Hin und Her mit den Bündnissen. Na sei's drum. Das Schicksal Europas wird bekanntlich eh in einer herrschaftlichen Pflaumenbaum-Laube bei Tee und Keksen und einem lockeren Strategie-Gespräch zwischen zwei benachbarten Herrschern entschieden. Die Zepter der Macht liegen in den Händen von sieben auserwählten Diktatoren, Königen, Presidenten und sonstigen finsteren Gestalten, und den Sieg bringt die Kontrolle über die Mehrzahl der wichtigen Städte des Kontinents. Soweit die Faustregel. Doch heute möchten wir den werten Leser einmal in Gegenden führen, auf die das Licht der Weltöffentlichkeit nur selten fällt, und die dennoch - manchmal,ganz kurz - über hunderttausende von Leben entscheiden können. Die kleinen Dippy-Provinzen. Hier schaut man staunend auf das Treiben der Großen und ihr ewiges Hin und Her - und erwartet erfürchtig den nächsten Coup.

Angefangen hat alles - mal wieder - mit den Wirtschafts-News. Der Vorsitzende der Konvoi-und Logistik-Gewerkschaft des Baltikums (KGB) meldete nach dem bravourösen Übersetzen der englischen Armee nach Livland, dass weitere Aufträge gebuchtseien und man sich mit den Arbeitgebern der größten Konvoi-Unternehmen auf längere Arbeitszeiten und großzügige Urlaubsregelungen geeinigt habe. Uns ließ diese Meldung natürlich nicht kalt - nicht etwa aufgrund der Aktienlage von Logistik Companies, sondern weil sich bei hartnäckigen Ermittlungen 3 Brennpunkte auftaten, in denen sich unter Umständen das Schicksal Europas durch einen Konvoi (oder auch anders) entscheidet, und zwar in völlig unterschätzten Ecken Europas.

Armenien und Albanien
Russland hat schon längst seine Grenztruppen bei Armenien abgezogen, nur noch eine einsame Flotte kurvt die Sevastopolschen Schwarzmeerstrände entlang. Im Norden brennt die Hütte. Beste Gelegenheit für einen Türken, einen Überraschungs-Anschlag einzufädeln. Einen gern und viel beschrieenen Juggernaut können wir nicht ausmachen - dazu mangelte es dem letzten Angriff auf Österreich wahrlich an Koordination. Anstatt sich gegenseitig zu supporten, kam so ein halbherziges türkisches Angriffchen auf Serbien. Anstatt sich über Albanien mal in Position zu bringen... Der Sultan ist es doch gewohnt, alles geschenkt zu bekommen im Moment, also wird er nicht weiter schweißtreibend um Serbien herumtanzen, wenn er Sevastopol im Vorbeikonvoien pflücken kann. In Armenien hat man deshalb schon einmal die Häfen geschmückt und Dönerbuden eröffnet - hier rechnet man
mit Con-Arm. Wenn gelbe Segel an den armenischen Küsten auftauchen, sind die Tage des Zaren gezählt, und Sultan Robert darf sich schon mal einen Lieblingssessel im Country Club der Top 3 Favoriten auf den Sieg reservieren. Falls allerdings Albanien Schauplatz des türkischen Aufmarsches wird, spielt der Sultan auf vorsichtiges Abwarten. Dennoch müssen Italien und Österreich zittern, denn Serbien, Triest und auch der Stiefel wären in Gefahr. Mal eben ein Konvoi über das frisch geschenkte Ion nach Apu oder Nap? Niemand könnte ernsthaft behaupten, der europäischen Geschichte würde nicht in Albanien oder Armenien ein entscheidender Drall widerfahren.

Westliches Mittelmeer (West)
Ein paar Inselchen, deren Namen wir trotz Erdkundeunterricht schon wieder vergessen haben, und eine gute Anbindung wischen Spanien, Afrika und Italien. Die französischen Flotten hier und im angrenzenden Golf von Lyon hauen sich die Köppe mit der gleichzahligen italienischen Armada ein. Frankreich traut sich was, die Heimat so offen stehen zu lassen - hat er doch im Tripple die geringsten Wachstums-Chancen. Schwenkt er nun um (Tyn-MAt gegen E, oder Pied-Tyr, Mar-Bur gegen D), bringt er wieder Farbe in den Westen, und verschafft Italien Luft. Il Presidente Ruddeck bräuchte keine türkische Flotte in Ion dulden, seine Kamikaze-Bäbä-Verteidigung ("Bäbä böser Franzose, das kriegt alles der Türke") wäre obsolet.

Rennt Frankreich weiter gegen Italien an, bieten sich im 3 Optionen:

- Angriff auf Tyn (Italien muss Tun schützen und will bekanntlich den Türken nach Ion lassen)
- Konvoi Mar-Naf (mittelfristige Chancen auf Tun)
- Army Shuffle (Mar-Pied, Pied-Tyr) mitt Support aus GoL.

Alles nicht das Gelbe vom Ei, doch es bindet mindestens Italiens Einheiten, lässt England und Deutschland mühelos weiter im Norden plündern und verschafft dem Sultan eine bequeme Abräumer-Position zum Nulltarif.

Die Flotte in West entscheidet also nicht nur über das Schicksal der französioschen Nation, sondern auch das von mindestens 3 weiteren Nationen - und somit letztlich ganz Europa. Entweder weiter Western Tripple und ein hämisch lachender Türke, oder die große Umkehr. Die Matrosen von F West sind schon alle ganz aufgeregt. Wir auch.

Ostsee
Zu guter Letzt werfen wir einen kurzen Blick auf den Ausgangspunkt der tatz-Recherchen: Das Baltikum. Deutschland hat seine Konvoi-Qualitäten bereits bewiesen, und nachdem die fremde Armee trockenen Fußes das Ufer erreicht hat, traut sich das der Kaiser vielleicht auch mal mit einer eigenen. Wird der Zar ein Nachrücken A Den-Lvn blocken? Doch Deutschland hat hier noch mehr in der Hand. Russlands Hifleschrei im Kampf gegen England könnte ihn von einem Angriff auf Schweden überzeugen. Den und Swe in einem Streich, dazu ein russischer Ehrenorden und einen Franzosen in Far Far Away Country - eine hervorragende Position für einen Deutschen. So oder so entscheidet sich an dieser Stelle nicht nur das Schicksal Englands, Russlands und Deutschlans, sondern sicher auch das der freien und nicht mehr ganz so freien Völker Resteuropas. Zumindest für die nächsten paar Monate. Denn wir wissen ja, es ist ja doch immer ein ewiges Hin und Her. Und so geht das Warten in den kleinen Dippy-Provinzen eine Runde weiter, voller Hoffnung, endlich wieder einmal kriegsentscheidend zu sein.

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